Die Revolution der Laserdermatologie
Die moderne ästhetische Dermatologie hat in den letzten Jahren einen bemerkenswerten Fortschritt erlebt, insbesondere durch die Entwicklung innovativer Lasertechnologien. Zwei herausragende Vertreter dieser neuen Generation sind die MultiFrax-Technologie und Picosekundenlaser (kurz: Pico-Laser). Diese Behandlungen bieten Hautärzten und ihren Patienten präzisere, effektivere und schonendere Möglichkeiten zur Hautverbesserung als je zuvor. Für die Entfernung von Tatoos wird eher der Picosekundenlaser angewendet. Für Altersflecken und die Behandlung von Hautschädigungen nutzt man eher die MultiFrax-Methode.
Die Lasertherapie basiert auf dem Prinzip der selektiven Phototermolyse – einem Prozess, bei dem Lichtenergie gezielt bestimmte Hautstrukturen erwärmt und dabei umliegendes Gewebe schont. Diese gezielte Wirkung ermöglicht es, verschiedene Hautprobleme zu behandeln, von Pigmentstörungen über Narben bis hin zu Zeichen der Hautalterung.
Was ist die MultiFrax-Technologie?
MultiFrax ist eine fraktionelle Lasertechnologie der neuesten Generation, die mehrere Wellenlängen in einem System kombiniert. Der Begriff “fraktionell” bedeutet, dass der Laserstrahl in winzige Teilstrahlen aufgeteilt wird, die nur einen Bruchteil der Hautoberfläche behandeln. Zwischen den behandelten Bereichen bleiben unbehandelte “Inseln” bestehen, die eine schnellere Heilung fördern.
Technische Funktionsweise
Das MultiFrax-System arbeitet typischerweise mit nicht-ablativen Wellenlängen, das bedeutet, die oberste Hautschicht (Epidermis) wird nicht vollständig entfernt, sondern kontrolliert erwärmt. Diese Erwärmung führt zur Denaturierung alter Kollagenfasern und stimuliert gleichzeitig die Bildung neuen Kollagens (Neokollagnese). Kollagen ist das wichtigste Strukturprotein der Haut und verleiht ihr Festigkeit und Elastizität.
Picosekundenlaser: Präzision im Pikosekunden-Bereich
Picosekundenlaser stellen einen technologischen Quantensprung dar. Während herkömmliche Q-Switch-Laser Pulse im Nanosekundenbereich (Milliardstel Sekunden) abgeben, arbeiten Picosekundenlaser mit Pulsen, die nur Billionstel Sekunden dauern – also zehnmal kürzer.
Physikalische Vorteile der Ultra-Kurzen Pulse
Die extrem kurzen Pulse erzeugen eine photomechanische Wirkung anstatt einer rein thermischen. Das bedeutet, dass Pigmentpartikel mechanisch zertrümmert werden, ohne das umliegende Gewebe thermisch zu schädigen. Dieser Mechanismus wird als “photoacoustic effect” bezeichnet und erklärt die hohe Präzision und geringe Nebenwirkungsrate der Technologie.
Aktuelle Studienlage: Wissenschaftliche Evidenz
Studien zu Picosekundenlasern
Die wissenschaftliche Grundlage für Picosekundenlaser ist besonders robust. Eine systematische Übersichtsarbeit, die in “Lasers in Surgery and Medicine” veröffentlicht wurde, entwickelte evidenzbasierte Empfehlungen für den Einsatz von Picosekundenlasern in der Dermatologie (https://pubmed.ncbi.nlm.nih.gov/32282094/). Die Autoren analysierten 52 Studien und kamen zu dem Schluss, dass Picosekundenlaser für verschiedene Indikationen unterschiedliche Evidenzlevel aufweisen.
Für die Tattoo-Entfernung wurde eine Level-I-Evidenz (höchste Evidenzstufe) festgestellt, während die Behandlung benigner Pigmentläsionen mit solidem wissenschaftlichem Nachweis untermauert ist. Eine weitere bedeutende Studie in “Lasers in Medical Science” zeigte, dass fraktionelle Picosekundenlaser positive Effekte auf Gesichtsalterung, vergrößerte Poren, Pigmentstörungen, Falten und atrophe Narben haben (https://link.springer.com/article/10.1007/s10103-022-03704-y).
Klinische Wirksamkeit bei spezifischen Indikationen
Eine prospektive Studie untersuchte die Wirksamkeit eines 532-nm Picosekundenlasers bei Pigmentläsionen von Gesicht und Handrücken. Die Studie war als einzentrische, prospektive, offene klinische Studie konzipiert und evaluierte Sicherheit und Wirksamkeit bei UV-bedingten Pigmentläsionen (https://pubmed.ncbi.nlm.nih.gov/36342252/).
Ein weiterer wichtiger wissenschaftlicher Beitrag untersuchte die Sicherheit und Wirksamkeit der Behandlung mit einem fraktionellen 1.064-nm Picosekundenlaser mit diffraktivem optischem Element für Gesichtsfalten und Aknenarben (https://pmc.ncbi.nlm.nih.gov/articles/PMC8137336/). Die Ergebnisse zeigten signifikante Verbesserungen bei beiden Indikationen.
Studien zur MultiFrax-Technologie
Die Studienlage zu MultiFrax ist weniger umfangreich als bei Picosekundenlasern, da es sich um eine neuere Technologie handelt. Klinische Studien demonstrieren hohe Raten der Hautstrukturverbesserung und Patientenzufriedenheit. Allerdings sollte beachtet werden, dass diese Aussage von der Herstellerwebsite stammt und unabhängige Studien noch ausstehen.
Behandlungsablauf
Vorbereitung
Beide Behandlungsverfahren beginnen mit einer ausführlichen Anamnese und Hautanalyse. Der Hautarzt bestimmt den Hauttyp nach der Fitzpatrick-Klassifikation (Skala von I-VI zur Bestimmung der Hautpigmentierung und Sonnenempfindlichkeit) und die spezifischen Hautprobleme. Vier Wochen vor der Behandlung sollten Patienten Sonneneinstrahlung meiden und keine bräunenden Produkte verwenden.
Durchführung der MultiFrax-Behandlung
Die Behandlung erfolgt ambulant in der dermatologischen Praxis. Nach gründlicher Hautreinigung wird eine Betäubungscreme aufgetragen, da die Behandlung als mäßig schmerzhaft empfunden wird. Der Laser wird systematisch über die zu behandelnden Hautareale geführt. Die Behandlungsdauer variiert je nach Arealgröße zwischen 15 und 45 Minuten.
Durchführung der Picosekundenlaser-Behandlung
Die Picosekundenlaser-Behandlung ist in der Regel weniger schmerzhaft als fraktionelle Verfahren. Je nach Indikation werden unterschiedliche Wellenlängen gewählt: 532 nm für oberflächliche Pigmentierungen, 755 nm für Melanin-reiche Läsionen und 1064 nm für tiefliegende Pigmente oder Tattoo-Entfernung. Die Behandlung dauert meist nur wenige Minuten bis zu einer halben Stunde.
Indikationen und Vorteile
MultiFrax-Indikationen
MultiFrax eignet sich besonders für die Behandlung von Hautalterungszeichen wie feinen Linien und Falten, Sonnenschäden (Photoaging), ungleichmäßiger Hauttextur, erweiterten Poren und oberflächlichen Pigmentstörungen. Der Vorteil liegt in der gleichzeitigen Verbesserung mehrerer Hautparameter durch die kombinierte Wellenlängentechnologie.
Picosekundenlaser-Indikationen
Picosekundenlaser sind besonders effektiv bei der Behandlung von Tattoos aller Farben, Altersflecken (Lentigines solares), Café-au-lait-Flecken, postinflammatorischen Hyperpigmentierungen und Melasma (Schwangerschaftsflecken). Die zunehmend positiven Ergebnisse und geringe Nebenwirkungsrate haben das Anwendungsspektrum erweitert.
Allgemeine Vorteile beider Technologien
Beide Verfahren zeichnen sich durch ihre Präzision aus, die es ermöglicht, gezielt krankhafte oder störende Hautveränderungen zu behandeln, während gesunde Hautareale geschont werden. Die ambulante Durchführbarkeit und die relativ kurzen Behandlungszeiten machen sie für Patienten attraktiv. Zudem ist kein längerer Arbeitsausfall erforderlich.
Nachteile und Limitationen
MultiFrax-Nachteile
Die fraktionelle Behandlung kann eine mehrtägige Rötung und Schwellung verursachen. Kleine Krusten (Mikroeschar) können sich bilden, die nach wenigen Tagen abheilen. Für optimale Ergebnisse sind meist mehrere Sitzungen erforderlich, was die Gesamtkosten erhöht.
Picosekundenlaser-Nachteile
Obwohl schonender als ältere Lasertechnologien, können auch Picosekundenlaser vorübergehende Hyperpigmentierungen oder in seltenen Fällen Hypopigmentierungen (Pigmentverlust) verursachen. Bei der Tattoo-Entfernung können paradoxe Reaktionen auftreten, bei denen sich Tattoo-Farben verdunkeln anstatt zu verschwinden.
Risiken und Kontraindikationen
Allgemeine Risiken
Beide Verfahren können bei unsachgemäßer Anwendung zu Verbrennungen, Narbenbildung oder dauerhaften Pigmentveränderungen führen. Infektionen sind möglich, wenn die Nachbehandlungshinweise nicht befolgt werden.
Spezifische Kontraindikationen
Schwangerschaft und Stillzeit gelten als absolute Kontraindikationen. Aktive Hautinfektionen im Behandlungsareal, die Einnahme photosensibilisierender Medikamente und kürzliche Sonnenbräune sprechen gegen eine Behandlung. Bei Patienten mit Keloid-Neigung (Tendenz zur überschießenden Narbenbildung) ist besondere Vorsicht geboten.
Kosten und wirtschaftliche Aspekte
Kostenstruktur MultiFrax
Die Kosten für MultiFrax-Behandlungen variieren erheblich je nach Behandlungsareal und erforderlicher Sitzungsanzahl. Für eine Gesichtsbehandlung müssen Patienten mit 300 bis 800 Euro pro Sitzung rechnen. Meist sind 3-5 Sitzungen für ein optimales Ergebnis erforderlich.
Kostenstruktur Picosekundenlaser
Picosekundenlaser-Behandlungen werden nach Größe des zu behandelnden Areals abgerechnet. Kleine Pigmentflecken kosten etwa 100-200 Euro pro Sitzung, während größere Areale oder Tattoo-Entfernungen 300-1000 Euro pro Sitzung kosten können.
Kostenübernahme durch Krankenkassen
Da es sich um ästhetische Behandlungen handelt, werden die Kosten grundsätzlich nicht von den gesetzlichen Krankenkassen übernommen. Nur in seltenen Fällen, wenn eine medizinische Notwendigkeit vorliegt (z.B. bei großflächigen störenden Pigmentmalen mit psychischer Belastung), kann eine Kostenübernahme beantragt werden.
Fazit und Zukunftsperspektiven
MultiFrax und Picosekundenlaser stellen bedeutende Fortschritte in der ästhetischen Dermatologie dar. Die wissenschaftliche Evidenz, insbesondere für Picosekundenlaser, ist überzeugend und unterstützt ihren Einsatz bei verschiedenen Hautindikationen. Weitere Forschung ist noch nötig, um die Vorteile fraktioneller Picosekundenlaser vollständig zu bestätigen, aber die bisherigen Ergebnisse sind vielversprechend.
Für Patienten, die eine Hautverbesserung anstreben, bieten diese Technologien effektive und relativ sichere Optionen. Die Wahl zwischen den Verfahren sollte immer in enger Absprache mit einem erfahrenen Dermatologen erfolgen, der die individuellen Hautbedürfnisse und -eigenschaften berücksichtigt.
Die Zukunft der Laserdermatologie wird wahrscheinlich weitere Verfeinerungen dieser Technologien bringen, mit dem Ziel, noch präzisere Ergebnisse bei minimalen Nebenwirkungen zu erzielen. Die Kombination verschiedener Lasermodalitäten in einem Behandlungskonzept könnte dabei den Schlüssel zu noch besseren therapeutischen Ergebnissen darstellen.
Quellenverzeichnis
- Wu, D. C., et al. “A Systematic Review of Picosecond Laser in Dermatology: Evidence and Recommendations.” Lasers in Surgery and Medicine, 2021. https://pubmed.ncbi.nlm.nih.gov/32282094/
- Manstein, D., et al. “An update on fractional picosecond laser treatment: histology and clinical applications.” Lasers in Medical Science, 2023. https://link.springer.com/article/10.1007/s10103-022-03704-y
- Bernstein, E. F., et al. “Efficacy and Safety of Treatment with Fractional 1,064-nm Picosecond Laser with Diffractive Optic Element for Wrinkles and Acne Scars: A Clinical Study.” PMC, 2021. https://pmc.ncbi.nlm.nih.gov/articles/PMC8137336/
- Graber, E. M., et al. “Prospective Study of 532-nm Picosecond Laser for the Treatment of Pigmented Lesions of the Face and Dorsal Hands.” PubMed, 2022. https://pubmed.ncbi.nlm.nih.gov/36342252/
- Multiple Authors. “Evolution of the Picosecond Laser: A Review of Literature.” PubMed, 2019. https://pubmed.ncbi.nlm.nih.gov/30702447/