Was ist Molluscum contagiosum?
Molluscum contagiosum ist eine häufige, gutartige Hauterkrankung, die durch ein Virus verursacht wird. Der lateinische Name bedeutet wörtlich übersetzt “ansteckende Weichtiere” – eine Bezeichnung, die sich auf das charakteristische Aussehen der Hautveränderungen bezieht, die kleinen Perlen oder Muscheln ähneln können.
Diese Erkrankung gehört zu den viralen Dermatosen (Dermatose = Hauterkrankung), also zu den Hautkrankheiten, die durch Viren entstehen. Sie ist vollkommen harmlos und heilt in der Regel von selbst ab, kann aber aufgrund ihres Erscheinungsbilds und ihrer Ansteckungsfähigkeit beunruhigend wirken.
Der Erreger: Das Molluscum-contagiosum-Virus
Das verursachende Virus gehört zur Familie der Poxviridae (Pockenviren). Es handelt sich um ein DNA-Virus, das bedeutet, sein Erbgut besteht aus Desoxyribonukleinsäure – derselben Substanz, aus der auch unser menschliches Erbgut aufgebaut ist. Dies unterscheidet es von RNA-Viren wie dem Grippevirus.
Das Molluscum-contagiosum-Virus ist ausschließlich auf den Menschen spezialisiert – es kann keine Tiere befallen. Diese Wirtsspezifität erklärt, warum man sich nicht bei Haustieren anstecken kann und warum die Krankheit nur zwischen Menschen übertragen wird.
Besonders wichtig zu verstehen ist, dass dieses Virus nur die oberste Hautschicht befällt, die Epidermis. Die Epidermis ist wie eine schützende Außenhaut, die sich ständig erneuert. Das Virus dringt nie in tiefere Hautschichten oder gar in innere Organe ein, weshalb die Erkrankung örtlich begrenzt bleibt.
Wie sehen die Hautveränderungen aus?
Die typischen Hautveränderungen bei Molluscum contagiosum werden als Papeln bezeichnet. Eine Papel ist eine kleine, über das Hautniveau erhabene Verdickung, die man sowohl sehen als auch ertasten kann – im Gegensatz zu einem Fleck, der nur sichtbar, aber nicht tastbar wäre.
Diese Papeln haben sehr charakteristische Eigenschaften:
Größe und Form: Sie sind meist 2-5 Millimeter groß, können aber auch bis zu 1,5 Zentimeter erreichen. Sie haben eine kuppelförmige, perlenartige Form, die ihnen ein charakteristisches Aussehen verleiht.
Farbe: Die Papeln sind meist hautfarben oder leicht rötlich. Bei Menschen mit dunklerer Haut können sie auch bräunlich erscheinen.
Zentrale Delle: Das wichtigste Erkennungszeichen ist eine kleine Vertiefung in der Mitte jeder Papeln, die zentrale Umbilizierung genannt wird. “Umbilizierung” leitet sich vom lateinischen Wort für Nabel ab – die Delle erinnert an einen winzigen Bauchnabel.
Oberfläche: Die Papeln haben meist eine glatte, wachsartige Oberfläche und einen leichten Glanz.
Wo treten die Hautveränderungen auf?
Die Verteilung der Papeln hängt stark vom Alter der betroffenen Person ab:
Bei Kindern finden sich die Hautveränderungen meist an Gesicht, Hals, Armen und Händen. Dies sind die Körperstellen, die beim Spielen und bei Körperkontakt am häufigsten berührt werden.
Bei Erwachsenen treten sie bevorzugt im Genitalbereich, am Unterbauch und an den Oberschenkeln auf. Dies liegt daran, dass die Übertragung bei Erwachsenen häufig durch Sexualkontakt erfolgt.
Besonderheiten: Die Handflächen und Fußsohlen sind praktisch nie betroffen. Diese Bereiche haben eine dickere Hornschicht, die das Virus offenbar nicht durchdringen kann.
Übertragungswege und Ansteckung
Das Molluscum-contagiosum-Virus ist kontagiös, das bedeutet ansteckend. Die Übertragung erfolgt auf verschiedene Weise:
Direkter Hautkontakt: Dies ist der häufigste Übertragungsweg. Das Virus wird durch direkten Kontakt mit den infizierten Papeln einer erkrankten Person übertragen. Bei Kindern geschieht dies oft beim Spielen, Toben oder Kuscheln.
Indirekter Kontakt: Das Virus kann auch über gemeinsam genutzte Gegenstände übertragen werden. Handtücher, Badeschlappen, Spielzeug oder Sportgeräte können als Vektoren (Überträger) dienen. Schwimmbäder und Saunen sind daher typische Orte für eine Ansteckung.
Sexuelle Übertragung: Bei Erwachsenen erfolgt die Ansteckung häufig durch sexuellen Kontakt. In diesem Fall wird Molluscum contagiosum zu den sexuell übertragbaren Infektionen (STI) gezählt.
Selbstinfektion: Ein bereits infizierter Mensch kann das Virus auf andere Körperstellen übertragen, indem er die Papeln berührt und dann andere Hautareale anfasst. Dies wird Autoinokulation genannt.
Wer ist besonders gefährdet?
Bestimmte Personengruppen haben ein erhöhtes Risiko für eine Molluscum-contagiosum-Infektion:
Kinder: Sie sind die am häufigsten betroffene Gruppe. Ihr Immunsystem ist noch nicht vollständig ausgereift, und sie haben oft engen Körperkontakt beim Spielen. Etwa 5-10% aller Kinder erkranken irgendwann an Molluscum contagiosum.
Menschen mit geschwächtem Immunsystem: Dazu gehören HIV-Patienten, Organtransplantierte, die Immunsuppressiva (Medikamente, die das Immunsystem unterdrücken) einnehmen, oder Menschen mit angeborenen Immundefekten. Bei ihnen können die Papeln größer werden und länger bestehen.
Menschen mit Neurodermitis (atopisches Ekzem): Die geschädigte Hautbarriere macht sie anfälliger für Virusinfektionen.
Krankheitsverlauf und Symptome
Der Krankheitsverlauf von Molluscum contagiosum ist meist mild und verläuft in charakteristischen Phasen:
Inkubationszeit: Dies ist die Zeit von der Ansteckung bis zum Auftreten der ersten Symptome. Sie beträgt meist 2-8 Wochen, kann aber auch 6 Monate dauern.
Akute Phase: Die Papeln erscheinen zunächst einzeln, dann können weitere hinzukommen. Die Anzahl variiert von wenigen Papeln bis zu mehreren Hundert.
Symptome: Die meisten Betroffenen haben keine Beschwerden. Manchmal kann es zu leichtem Juckreiz kommen, besonders bei Kindern mit Neurodermitis.
Spontanheilung: Das Besondere an Molluscum contagiosum ist, dass es in der Regel von selbst heilt. Die körpereigene Immunantwort erkennt das Virus und bekämpft es erfolgreich. Dies dauert meist 6-12 Monate, kann aber auch bis zu 5 Jahre dauern.
Diagnose
Die Diagnose wird meist durch die charakteristische Morphologie (Erscheinungsform) der Hautveränderungen gestellt. Ein erfahrener Arzt erkennt die typischen Papeln mit zentraler Delle oft auf den ersten Blick.
Differentialdiagnose: Manchmal müssen andere Hauterkrankungen ausgeschlossen werden, die ähnlich aussehen können:
- Warzen (Verrucae)
- Milien (kleine weiße Zysten)
- Basalzellkarzinom (bei Erwachsenen)
- Follikulitis (Haarbalgentzündung)
Zusätzliche Untersuchungen: Bei unklaren Fällen kann der Arzt den Inhalt einer Papel unter dem Mikroskop untersuchen. Dort zeigen sich dann charakteristische Molluscum-Körperchen – das sind virusbedingte Einschlüsse in den Hautzellen.
Behandlungsoptionen
Da Molluscum contagiosum von selbst heilt, ist eine Behandlung nicht immer notwendig. Die Entscheidung hängt von verschiedenen Faktoren ab:
Abwartendes Verhalten: Bei wenigen, nicht störenden Papeln wird oft zugewartet. Dies hat den Vorteil, dass keine Nebenwirkungen auftreten und keine Narben entstehen.
Aktive Behandlung kommt in Betracht bei:
- Vielen oder großen Papeln
- Psychischer Belastung
- Immunschwäche
- Beruflichen Gründen (z.B. Krankenhauspersonal)
Behandlungsmethoden:
Mechanische Entfernung: Die Papeln können mit einem scharfen Löffel (Kürette) ausgeschabt werden. Dies ist effektiv, aber manchmal schmerzhaft.
Kryotherapie: Vereisung mit flüssigem Stickstoff. Diese Methode nutzt extreme Kälte, um die virusinfizierten Zellen zu zerstören.
Medikamentöse Behandlung: Imiquimod ist eine Creme, die das lokale Immunsystem stimuliert. Tretinoin ist ein Vitamin-A-Säure-Präparat, das die Hauterneuerung beschleunigt.
Andere Methoden: Laser- oder elektrochirurgische Entfernung sind möglich, aber meist nicht nötig.
Prognose und Komplikationen
Die Prognose ist ausgezeichnet. Molluscum contagiosum heilt praktisch immer vollständig aus, ohne Narben zu hinterlassen.
Mögliche Komplikationen:
- Bakterielle Superinfektion: Wenn die Papeln aufgekratzt werden, können Bakterien eindringen und eine zusätzliche Entzündung verursachen.
- Ekzematöse Reaktion: Manchmal entwickelt sich um die Papeln herum ein Ekzem.
- Narbenbildung: Diese tritt praktisch nur nach unsachgemäßer Behandlung auf.
Vorbeugung
Hygienemaßnahmen: Regelmäßiges Händewaschen, keine gemeinsame Nutzung von Handtüchern oder Kleidung können das Ansteckungsrisiko reduzieren.
Schwimmbäder: Badeschlappen tragen und nach dem Schwimmen duschen.
Bei bereits Erkrankten: Papeln nicht berühren oder aufkratzen, um eine Ausbreitung zu verhindern.
Ausschlussregelungen: Kinder mit Molluscum contagiosum müssen meist nicht aus Kindergarten oder Schule fernbleiben, da das Ansteckungsrisiko als gering eingestuft wird.
Eine kurze Zusammenfassung
Molluscum contagiosum ist eine harmlose, selbstheilende Viruserkrankung der Haut. Obwohl die Papeln kosmetisch störend sein können, stellen sie keine Gesundheitsgefahr dar. Das Verständnis der Erkrankung hilft Betroffenen und Angehörigen, angemessen mit der Situation umzugehen und unnötige Sorgen zu vermeiden.
Die Entscheidung für oder gegen eine Behandlung sollte individuell getroffen werden, wobei die natürliche Heilungstendenz und das geringe Komplikationsrisiko berücksichtigt werden müssen.