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Kreisrunder Haarausfall

Kreisrunder Haarausfall

Kreisrunder Haarausfall, medizinisch als Alopecia areata bezeichnet, ist eine spezielle Form des Haarausfalls, bei der sich runde oder ovale kahle Stellen auf der Kopfhaut oder anderen behaarten Körperpartien bilden. Der Begriff „Alopecia“ stammt aus dem Griechischen und bedeutet „Haarausfall“, während „areata“ auf die charakteristischen, klar abgegrenzten kahlen Flächen hinweist. Diese Erkrankung kann Menschen jeden Alters und Geschlechts betreffen und führt oft zu emotionalem Stress, da die sichtbaren kahlen Stellen das Selbstbewusstsein beeinträchtigen können.

Was ist kreisrunder Haarausfall?

Kreisrunder Haarausfall ist eine autoimmune Erkrankung, bei der das Immunsystem fälschlicherweise die eigenen Haarfollikel angreift. Ein Haarfollikel ist die Struktur in der Haut, aus der ein Haar wächst. Bei Alopecia areata greift das Immunsystem die Follikel an, was dazu führt, dass die Haare ausfallen und das Haarwachstum gestört wird. Typischerweise entstehen kleine, runde kahle Stellen, die sich in manchen Fällen ausbreiten können. In schweren Formen kann es zu Alopecia totalis (kompletter Verlust der Kopfhaare) oder Alopecia universalis (Verlust aller Körperhaare) kommen.

Die Erkrankung ist nicht ansteckend und verursacht keine Schmerzen oder andere körperliche Symptome, abgesehen vom Haarausfall selbst. Sie kann jedoch psychologische Belastungen wie Stress, Angst oder ein geringeres Selbstwertgefühl auslösen.

Ursachen von kreisrundem Haarausfall

Die genaue Ursache von Alopecia areata ist nicht vollständig geklärt, aber mehrere Faktoren spielen eine Rolle:

  1. Autoimmunreaktion: Wie bereits erwähnt, greift das Immunsystem die Haarfollikel an. Dies geschieht, weil das Immunsystem die Follikel als fremd wahrnimmt, ähnlich wie bei anderen Autoimmunerkrankungen wie Rheuma oder Typ-1-Diabetes.

  2. Genetische Veranlagung: Menschen mit einer Familiengeschichte von Alopecia areata oder anderen Autoimmunerkrankungen haben ein höheres Risiko. Bestimmte Gene, die das Immunsystem regulieren, können diese Anfälligkeit erhöhen.

  3. Stress: Obwohl Stress allein keinen kreisrunden Haarausfall auslöst, kann er ein Auslöser (Trigger) sein, der die Erkrankung bei genetisch veranlagten Personen aktiviert oder verschlimmert.

  4. Umweltfaktoren: Infektionen, hormonelle Veränderungen oder andere Umweltfaktoren können ebenfalls eine Rolle spielen, sind jedoch nicht eindeutig bewiesen.

  5. Andere Erkrankungen: Menschen mit Erkrankungen wie Schilddrüsenunterfunktion (Hypothyreose), Vitiligo (Pigmentstörung der Haut) oder Allergien haben ein erhöhtes Risiko für Alopecia areata.

Symptome und Verlauf

Das Hauptsymptom von kreisrundem Haarausfall sind runde oder ovale kahle Stellen, die plötzlich auftreten. Diese Stellen sind meist glatt und zeigen keine Narbenbildung, was bedeutet, dass die Haut intakt bleibt. In einigen Fällen können die betroffenen Stellen leicht gerötet sein oder ein Kribbeln verursachen. Weitere Symptome können sein:

  • Ausrufezeichenhaare: Kurze, abgebrochene Haare, die an der Basis schmaler sind und wie ein Ausrufezeichen aussehen.

  • Nagelveränderungen: Manche Betroffene zeigen kleine Dellen oder Rillen in den Fingernägeln, sogenannte Tüpfelnägel. Der Verlauf der Erkrankung ist unvorhersehbar. Bei manchen Menschen wachsen die Haare spontan nach, während bei anderen die kahlen Stellen bestehen bleiben oder sich ausbreiten.

Therapieansätze für kreisrunden Haarausfall

Es gibt keine Heilung für Alopecia areata, aber verschiedene Therapien können das Haarwachstum fördern oder den Haarausfall verlangsamen. Die Wahl der Therapie hängt vom Ausmaß des Haarausfalls, dem Alter des Betroffenen und individuellen Präferenzen ab.

1. Topische Therapien (äußerliche Anwendungen)

  • Kortikosteroide: Diese entzündungshemmenden Medikamente, oft als „Steroidcremes“ bekannt, werden auf die kahlen Stellen aufgetragen, um die Immunreaktion zu unterdrücken. Beispiele sind Clobetasol oder Betamethason. Sie können die Entzündung um die Haarfollikel reduzieren und das Nachwachsen der Haare fördern. Nebenwirkungen: Hautreizungen oder eine Dünnung der Haut bei längerfristiger Anwendung.

  • Minoxidil: Dieses Mittel, ursprünglich zur Behandlung von Bluthochdruck entwickelt, wird als Lösung (z. B. 2 % oder 5 %) auf die Kopfhaut aufgetragen. Es regt die Haarfollikel an und kann das Haarwachstum fördern. Nebenwirkungen: Hautreizungen oder unerwünschter Haarwuchs an anderen Stellen bei unsachgemäßer Anwendung.

  • Topische Immuntherapie: Bei schwereren Fällen wird eine Substanz wie Diphencypron (DPCP) auf die Kopfhaut aufgetragen, um eine kontrollierte allergische Reaktion auszulösen. Dies lenkt das Immunsystem von den Haarfollikeln ab und kann das Haarwachstum anregen. Nebenwirkungen: Juckreiz oder Hautrötungen.

2. Systemische Therapien (Medikamente zur Einnahme)

  • Kortikosteroide (Tabletten): In schweren Fällen können Kortikosteroide wie Prednison oral eingenommen werden, um die Immunreaktion im ganzen Körper zu dämpfen. Diese Therapie wird jedoch kurzfristig angewendet, da sie schwerwiegende Nebenwirkungen wie Gewichtszunahme, Bluthochdruck oder Osteoporose verursachen kann.

  • Januskinase-Inhibitoren (JAK-Inhibitoren): Diese neuen Medikamente, wie Baricitinib oder Ritlecitinib, blockieren bestimmte Signalwege des Immunsystems, die bei Alopecia areata aktiv sind. Sie sind besonders vielversprechend für schwere Formen wie Alopecia totalis oder universalis. Nebenwirkungen: Infektionsanfälligkeit, Leberwertveränderungen oder Blutbildveränderungen. Diese Medikamente sind oft teuer und nicht in allen Ländern zugelassen.

3. Injektionstherapien

  • Kortikosteroid-Injektionen: Hierbei werden Steroide direkt in die kahlen Stellen injiziert, um die Entzündung lokal zu reduzieren. Diese Methode ist besonders effektiv bei kleineren kahlen Stellen. Nebenwirkungen: Schmerzen an der Injektionsstelle oder vorübergehende Hautveränderungen.

4. Lichttherapie

  • PUVA-Therapie: Diese Methode kombiniert die Einnahme eines lichtsensibilisierenden Medikaments (Psoralen) mit der Bestrahlung durch UV-A-Licht. Sie wird selten angewendet, kann aber in manchen Fällen helfen. Nebenwirkungen: Erhöhtes Hautkrebsrisiko bei langfristiger Anwendung.

5. Alternative Ansätze

  • Plättchenreiches Plasma (PRP): Hierbei wird Blut des Patienten entnommen, die Blutplättchen konzentriert und in die Kopfhaut injiziert. PRP enthält Wachstumsfaktoren, die die Haarfollikel stimulieren können. Die Wirksamkeit ist noch nicht abschließend bewiesen.

  • Lasertherapie: Niedrigenergetische Laser können die Durchblutung der Kopfhaut fördern und das Haarwachstum anregen. Diese Methode ist schmerzfrei, aber die Ergebnisse variieren.

Medikamente und Nahrungsergänzungsmittel

Neben den oben genannten Therapien werden manchmal Nahrungsergänzungsmittel empfohlen, um den allgemeinen Gesundheitszustand der Haare zu unterstützen. Es ist jedoch wichtig zu betonen, dass Nahrungsergänzungsmittel bei Alopecia areata nur eine unterstützende Rolle spielen, da die Erkrankung primär immunbedingt ist.

  • Biotin (Vitamin B7): Biotin stärkt Haare und Nägel, aber ein Mangel ist selten. Es kann in hohen Dosen (z. B. 2,5–5 mg täglich) eingenommen werden, hat jedoch bei Alopecia areata oft nur geringe Wirkung.

  • Vitamin D: Ein Vitamin-D-Mangel wird mit Autoimmunerkrankungen in Verbindung gebracht. Nahrungsergänzungsmittel oder Sonnenlichtexposition können helfen, den Vitamin-D-Spiegel zu normalisieren.

  • Zink und Eisen: Mängel an Zink oder Eisen können das Haarwachstum beeinträchtigen. Ein Bluttest kann klären, ob ein Mangel vorliegt, bevor Supplemente eingenommen werden.

  • Omega-3-Fettsäuren: Diese entzündungshemmenden Fettsäuren, die in Fischöl oder Leinöl enthalten sind, können die Kopfhautgesundheit unterstützen.

Wichtiger Hinweis: Vor der Einnahme von Nahrungsergänzungsmitteln sollte ein Arzt konsultiert werden, da eine Überdosierung Nebenwirkungen haben kann.

Prävention von kreisrundem Haarausfall

Da Alopecia areata hauptsächlich eine Autoimmunerkrankung ist, ist eine vollständige Prävention schwierig. Dennoch können bestimmte Maßnahmen das Risiko für einen Ausbruch verringern oder den Verlauf mildern:

  1. Stressmanagement: Da Stress ein möglicher Auslöser ist, können Entspannungstechniken wie Yoga, Meditation oder Atemübungen helfen. Regelmäßige Bewegung und ausreichend Schlaf fördern ebenfalls die allgemeine Gesundheit.

  2. Gesunde Ernährung: Eine ausgewogene Ernährung mit ausreichend Vitaminen, Mineralstoffen und Antioxidantien unterstützt das Immunsystem und die Haargesundheit. Lebensmittel wie Obst, Gemüse, Vollkornprodukte und mageres Eiweiß sollten bevorzugt werden.

  3. Vermeidung von Kopfhautreizungen: Aggressive Haarprodukte, häufiges Färben oder übermäßiges Styling sollten vermieden werden, um die Kopfhaut nicht zusätzlich zu belasten.

  4. Regelmäßige Gesundheitschecks: Da Alopecia areata mit anderen Autoimmunerkrankungen wie Schilddrüsenerkrankungen assoziiert ist, sollten regelmäßige Blutuntersuchungen durchgeführt werden, um Mängel oder andere Erkrankungen frühzeitig zu erkennen.

Psychologische Unterstützung

Da kreisrunder Haarausfall das Selbstwertgefühl beeinträchtigen kann, ist psychologische Unterstützung oft wichtig. Selbsthilfegruppen, Beratungen oder Therapien können Betroffenen helfen, mit den emotionalen Auswirkungen umzugehen. Perücken oder Haarersatzsysteme bieten eine kosmetische Lösung, um das äußere Erscheinungsbild zu verbessern.

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