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Feigwarzen

Feigwarzen

Feigwarzen: Ursachen, Behandlung und Vorbeugung

Was sind Feigwarzen?

Feigwarzen, in der medizinischen Fachsprache als Kondylome oder anogenitale Warzen bezeichnet, sind gutartige Hautwucherungen im Genital- und Analbereich. Der Begriff “anogenital” setzt sich zusammen aus “ano” (After) und “genital” (Geschlechtsorgane) und beschreibt damit präzise die betroffenen Körperregionen. Diese Warzen erscheinen als kleine, fleischfarbene oder leicht rötliche Knötchen, die einzeln oder in Gruppen auftreten können. Manchmal wachsen sie zu größeren, blumenkohlartigen Gebilden heran.

Die Ursache: Humane Papillomviren (HPV)

Feigwarzen werden durch Humane Papillomviren (HPV) verursacht. HPV ist eine große Familie von Viren, die verschiedene Arten von Warzen verursachen können. Der Name “Papillomviren” leitet sich vom lateinischen “papilla” (Warze) ab. Von den über 200 bekannten HPV-Typen sind hauptsächlich die Niedrigrisiko-Typen HPV 6 und HPV 11 für etwa 90% aller Feigwarzen verantwortlich.

Diese Virustypen werden als “Niedrigrisiko” bezeichnet, weil sie – im Gegensatz zu den “Hochrisiko-HPV-Typen” wie HPV 16 und 18 – normalerweise keinen Krebs verursachen. Das bedeutet, dass Feigwarzen zwar lästig und psychisch belastend sein können, aber in der Regel keine ernsthafte Bedrohung für die Gesundheit darstellen.

Übertragungswege

HPV wird hauptsächlich durch direkten Haut-zu-Haut-Kontakt übertragen. Entgegen einem weitverbreiteten Missverständnis ist für eine Übertragung nicht zwingend Geschlechtsverkehr erforderlich. Das Virus kann bereits bei intensivem Körperkontakt oder durch Schmierinfektion übertragen werden, beispielsweise über kontaminierte Hände oder Gegenstände, die anschließend mit den Genitalien in Berührung kommen.

Eine aktuelle Studie der Weltgesundheitsorganisation aus dem Jahr 2023 zeigt das erschreckende Ausmaß der HPV-Verbreitung: Fast ein Drittel aller Männer über 15 Jahren weltweit ist mit mindestens einem genitalen HPV-Typ infiziert. Diese Zahlen verdeutlichen, wie weit verbreitet diese Viren in der Bevölkerung sind.

Symptome und Diagnose

Feigwarzen können verschiedene Erscheinungsformen haben. Sie beginnen oft als kleine, weiche Knötchen, die sich rau anfühlen. Mit der Zeit können sie wachsen und sich zu größeren, unregelmäßig geformten Gebilden entwickeln. Typische Merkmale sind:

  • Kleine, fleischfarbene oder leicht pigmentierte Knötchen
  • Weiche, warzenähnliche Textur
  • Mögliche Verschmelzung zu größeren Formationen
  • Gelegentlicher Juckreiz oder leichte Schmerzen
  • Blutungen bei Verletzung oder Reibung

Die Diagnose erfolgt meist durch Blickdiagnose – das bedeutet, dass erfahrene Ärzte die charakteristischen Warzen bereits durch ihre typische Erscheinung erkennen können. In unklaren Fällen kann eine Biopsie (Entnahme einer Gewebeprobe) zur mikroskopischen Untersuchung durchgeführt werden.

Behandlungsmöglichkeiten

Ein wichtiges Grundprinzip bei der Behandlung von Feigwarzen ist das Verständnis, dass es keine Therapie gibt, die HPV-Viren direkt bekämpfen kann. Alle verfügbaren Behandlungen zielen darauf ab, die sichtbaren Warzen zu entfernen und das Immunsystem bei der Bekämpfung der Viren zu unterstützen.

Topische Therapien (äußerliche Anwendung)

Imiquimod ist eine der wichtigsten topischen Behandlungsoptionen. Dieser Immunmodulator (ein Medikament, das das Immunsystem beeinflusst) wird als Creme direkt auf die Warzen aufgetragen. Imiquimod aktiviert bestimmte Immunzellen und regt die körpereigene Abwehr gegen die Viren an. Eine Studie in den Clinical Infectious Diseases von 2015 empfiehlt eine neue 3,75%-ige Formulierung von Imiquimod für die Behandlung von anogenitalen Warzen.

Podophyllotoxin ist ein weiterer Wirkstoff, der aus der Podophyllum-Pflanze gewonnen wird. Es wirkt zytostatisch – das bedeutet, es hemmt das Wachstum und die Teilung der Zellen in den Warzen, wodurch diese absterben.

Physikalische Entfernungsverfahren

Bei größeren oder hartnäckigen Warzen kommen verschiedene physikalische Verfahren zum Einsatz:

Kryotherapie bedeutet Vereisung mit flüssigem Stickstoff bei -196°C. Die extremen Temperaturen zerstören das Warzengewebe durch Bildung von Eiskristallen in den Zellen.

Elektrokoagulation verwendet elektrischen Strom, um die Warzen zu verbrennen und gleichzeitig Blutungen zu stillen.

Laserbehandlung nutzt konzentrierte Lichtstrahlen, um präzise Gewebeteile zu entfernen.

Photodynamische Therapie ist ein neueres Verfahren, bei dem lichtaktive Substanzen auf die Warzen aufgetragen und anschließend mit speziellem Licht aktiviert werden.

Eine umfassende Übersichtsarbeit in PMC aus 2023 bestätigt die Wirksamkeit verschiedener Behandlungsansätze und betont, dass sowohl topische Medikamente als auch physikalische Entfernungsverfahren in klinischen Studien und randomisierten kontrollierten Studien ihre Effektivität bewiesen haben.

Nachsorge und Rezidivrisiko

Ein entscheidender Aspekt der Behandlung ist die Nachsorge. Das Deutsche Ärzteblatt berichtete 2024, dass eine Nachsorge über mindestens sechs Monate dringend erforderlich ist. Bei immunsupprimierten Patienten (Menschen mit geschwächtem Immunsystem) und HIV-positiven Personen sollte sogar eine lebenslange Nachsorge erfolgen, da hier ein erhöhtes Risiko für Rezidive (Wiederauftreten) und sogar Krebsentwicklung besteht.

Präventionsstrategien

HPV-Impfung als primäre Prävention

Die wirksamste Präventionsmaßnahme ist die HPV-Impfung. Die Ständige Impfkommission (STIKO) empfiehlt die Impfung für alle Mädchen und Jungen ab dem neunten Lebensjahr. Diese primäre Prävention (Verhinderung der ersten Infektion) ist deutlich effektiver als jede Behandlung nach erfolgter Infektion.

Eine systematische Übersichtsarbeit in PMC aus 2021 zeigt sehr vielversprechende Ergebnisse der HPV-Impfung bezüglich der Prävention von Genitalwarzen, Krebsvorstufen und Gebärmutterhalskrebs. Allerdings sind hohe Impfquoten in der Bevölkerung erforderlich, um einen optimalen Schutz zu erreichen – ein Konzept, das Epidemiologen als Herdenimmunität bezeichnen.

Sekundäre Prävention

Für bereits infizierte oder sexuell aktive Personen stehen verschiedene sekundäre Präventionsmaßnahmen (Maßnahmen nach möglicher Exposition) zur Verfügung:

Kondomgebrauch kann das Übertragungsrisiko deutlich reduzieren, bietet aber keinen hundertprozentigen Schutz, da HPV auch über Hautkontakt außerhalb des durch Kondome geschützten Bereichs übertragen werden kann.

Regelmäßige Kontrolluntersuchungen ermöglichen eine frühzeitige Erkennung und Behandlung, was das Ansteckungsrisiko für Partner verringert.

Die Reduktion der Anzahl von Sexualpartnern ist statistisch mit einem geringeren HPV-Infektionsrisiko verbunden.

Besondere Überlegungen zur Impfung bei Erwachsenen

Obwohl einige Studien eine Halbierung des Rezidivrisikos von Feigwarzen nach HPV-Impfung bei Erwachsenen zeigen, empfehlen aktuelle Leitlinien diese Praxis nicht routinemäßig. Der Grund liegt in der deutlich schwächeren Immunreaktion bei Erwachsenen im Vergleich zu Jugendlichen, wodurch die Wirksamkeit der Impfung erheblich reduziert wird.

Psychosoziale Aspekte

Die Diagnose Feigwarzen kann erhebliche psychische Belastungen verursachen. Gefühle von Scham, Schuld oder Sorge um die Partnerschaft sind häufig. Wichtig ist das Verständnis, dass HPV-Infektionen außerordentlich häufig sind und die meisten sexuell aktiven Menschen im Laufe ihres Lebens mit verschiedenen HPV-Typen in Kontakt kommen.

Eine kurze Zusammenfassung

Feigwarzen sind eine häufige, aber grundsätzlich behandelbare Erkrankung. Die Kombination aus effektiven Behandlungsmöglichkeiten und präventiven Maßnahmen, insbesondere der HPV-Impfung, bietet gute Möglichkeiten zur Kontrolle dieser Infektion.

Da die Therapie von Genitalwarzen oft aufwendig und langwierig ist, kommt der Prävention durch Impfung eine besondere Bedeutung zu. Die kontinuierliche Forschung, einschließlich laufender klinischer Studien zur direkten Injektion des HPV-Impfstoffs in Warzen, verspricht weitere Verbesserungen in der Behandlung.

Entscheidend für den Behandlungserfolg sind eine frühzeitige Diagnose, eine konsequente Therapie unter fachärztlicher Anleitung und eine regelmäßige Nachsorge. Mit diesem Ansatz können die meisten Patienten erfolgreich behandelt werden und eine deutliche Verbesserung ihrer Lebensqualität erreichen.


Quellen:

  • Deutsches Ärzteblatt: “HPV-bedingte Karzinome und Genitalwarzen: Wege einer effektiven Prävention” (2024)
  • PMC: “HPV-Impfung zur Prävention von Genitalwarzen und Krebsvorstufen – Evidenzlage und Bewertung” (2021)
  • PMC: “A Comprehensive Review of Treatment Approaches for Cutaneous and Genital Warts” (2023)
  • Oxford Academic: “Human Papillomavirus and Genital Warts: A Review of the Evidence for the 2015 Centers for Disease Control and Prevention Sexually Transmitted Diseases Treatment Guidelines” (2015)
  • WHO: “One in three men worldwide are infected with genital human papillomavirus” (2023)

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