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Ernährung bei Akne – so linderst Du natürlich Akne

Akne durch gesunde Ernährung lindern

Die Akne vulgaris ist eine der häufigsten Hauterkrankungen weltweit und betrifft zwischen 80 bis 100 Prozent der Jugendlichen und jungen Erwachsenen im Alter von 11 bis 30 Jahren. Die chronisch inflammatorische Dermatose (langandauernde entzündliche Hauterkrankung) äußert sich durch verschiedene Hautveränderungen wie Papeln (kleine, tastbare Erhebungen), Pusteln (eitergefüllte Bläschen) und in schweren Fällen durch Abszesse (größere, eitergefüllte Hohlräume).

Lange Zeit galt der Zusammenhang zwischen Ernährung und Akne als wissenschaftlich nicht belegt. Diese Sichtweise hat sich jedoch in den letzten zwei Jahrzehnten grundlegend gewandelt. Moderne Forschungen zeigen deutliche Verbindungen zwischen bestimmten Nahrungsmitteln und der Entstehung beziehungsweise Verschlechterung von Akne auf.

Die wissenschaftliche Grundlage: Pathophysiologie der Akne

Um den Zusammenhang zwischen Ernährung und Akne zu verstehen, müssen wir zunächst die Entstehung der Akne betrachten. Die Pathophysiologie (die krankhaften Vorgänge im Körper) der Akne basiert auf vier Hauptfaktoren:

Seborrhoea: Eine übermäßige Produktion von Talg (Sebum) durch die Talgdrüsen der Haut. Talg ist eine fettige Substanz, die normalerweise die Haut vor Austrocknung schützt.

Follikuläre Hyperkeratose: Eine verstärkte Verhornung in den Haarfollikeln (den kleinen Röhren, aus denen die Haare wachsen), wodurch diese verstopfen können.

Bakterielle Besiedlung: Eine Vermehrung des Bakteriums Cutibacterium acnes (früher Propionibacterium acnes) in den verstopften Follikeln.

Inflammation: Entzündungsreaktionen der Haut als Antwort auf die bakterielle Besiedlung und die Ansammlung von Talg.

Die moderne Forschung zeigt, dass bestimmte Nahrungsmittel diese pathophysiologischen Prozesse beeinflussen können, insbesondere durch ihre Wirkung auf das endokrine System (Hormonsystem) und Entzündungsprozesse.

Milchprodukte und Akne: Die stärkste wissenschaftliche Evidenz

Meta-Analysen und systematische Übersichtsarbeiten

Die überzeugendste wissenschaftliche Evidenz für einen Zusammenhang zwischen Ernährung und Akne liegt im Bereich der Milchprodukte vor. Eine umfassende systematische Übersichtsarbeit und Meta-Analyse von LaRosa et al., die in der Fachzeitschrift “Nutrients” veröffentlicht wurde, untersuchte Daten von 78.529 Kindern, Jugendlichen und jungen Erwachsenen. Die Studie kam zu dem Schluss, dass “any dairy, such as milk, yogurt, and cheese, was associated with an increased OR for acne in individuals aged 7⁻30 years” (https://pubmed.ncbi.nlm.nih.gov/30096883/).

Eine weitere Meta-Analyse von Aghasi et al. in “Clinical Nutrition” bestätigte diese Ergebnisse: “In this meta-analysis we found a positive relationship between dairy, total milk, whole milk, low-fat and skim milk consumption and acne occurrence” (https://pubmed.ncbi.nlm.nih.gov/29778512/).

Besonderheiten bei verschiedenen Milchprodukten

Interessant ist, dass nicht alle Milchprodukte gleich stark mit Akne assoziiert sind. Die Studien zeigen, dass fettarme Milch und Magermilch stärkere Zusammenhänge mit Akne aufweisen als Vollmilch. “In contrary, no significant association between yogurt/cheese and acne development was observed” in einigen Studien, während andere Meta-Analysen auch für diese Produkte Zusammenhänge fanden.

Eine norwegische Longitudinalstudie, veröffentlicht im “Journal of the European Academy of Dermatology and Venereology”, fand ebenfalls “association between high intakes of dairy products and acne in adolescence” (https://pubmed.ncbi.nlm.nih.gov/27422392/).

Die biologischen Mechanismen

Der Mechanismus hinter dem Zusammenhang zwischen Milchprodukten und Akne ist komplex und betrifft hauptsächlich das insulinotrope System (Insulin-beeinflussend). Melnik führt in einer Übersichtsarbeit in PubMed aus: “Especially milk and whey protein-based products contribute to elevations of postprandial insulin and basal insulin-like growth factor-I (IGF-I) plasma levels” (https://pubmed.ncbi.nlm.nih.gov/21335995/).

IGF-I (Insulin-like Growth Factor-I) ist ein Wachstumsfaktor, der die Talgproduktion stimuliert und die Zellteilung in den Haarfollikeln fördert. Erhöhte IGF-I-Spiegel können somit direkt zu den pathophysiologischen Prozessen der Akne beitragen.

Glykämischer Index und Akne

Die Rolle schnell verwertbarer Kohlenhydrate

Neben Milchprodukten spielen Nahrungsmittel mit hohem glykämischen Index (GI) eine wichtige Rolle bei der Akneentstehung. Der glykämische Index gibt an, wie schnell und stark ein Lebensmittel den Blutzuckerspiegel ansteigen lässt. Lebensmittel mit hohem GI führen zu raschen Blutzuckerspitzen und entsprechend starken Insulinausschüttungen.

Eine systematische Übersichtsarbeit von Juhl et al. in PubMed zeigt: “Acne-promoting factors include high GI/GL food, dairy products, fat food, and chocolate, whereas acne-protective factors include fatty acids, fruit, and vegetable” (https://pubmed.ncbi.nlm.nih.gov/33462816/).

Praktische Beispiele problematischer Lebensmittel

Zu den Lebensmitteln mit hohem glykämischen Index gehören:

  • Weißbrot und Weißmehlprodukte
  • Süßigkeiten und Schokolade
  • Zuckerhaltige Getränke und Säfte
  • Kuchen und Gebäck
  • Cornflakes und viele Fertiggetreideprodukte

Deutsche Studien zeigen, dass “Milchprodukte, Sirup, Saftschorlen und Süßigkeiten wurden von Aknepatienten häufiger konsumiert”.

Westliche Ernährungsweise und Akne

Eine groß angelegte französische Studie mit Erwachsenen fand bemerkenswerte Zusammenhänge zwischen der westlichen Ernährungsweise und Akne. “Eine Portion fettiges und zuckerhaltiges Essen war demnach umgerechnet mit einem um 54 % höheren Aknerisiko assoziiert”.

Die sogenannte “westliche Diät” ist charakterisiert durch:

  • Hohen Anteil verarbeiteter Lebensmittel
  • Viel Zucker und gesättigte Fette
  • Wenig Ballaststoffe und Antioxidantien
  • Hohe Kaloriendichte

Diese Ernährungsweise fördert chronische Entzündungsprozesse im Körper, die sich auch auf der Haut manifestieren können.

Schutzfaktoren in der Ernährung

Omega-3-Fettsäuren

Während bestimmte Lebensmittel Akne fördern können, wirken andere protektiv. Besonders Omega-3-Fettsäuren haben anti-inflammatorische (entzündungshemmende) Eigenschaften. “Spannende Forschungen bei Aknepatienten untersuchen den klinischen Effekt von Omega-3-Fettsäuren und Probiotika auf das Hautbild”.

Omega-3-reiche Lebensmittel sind:

  • Fette Seefische wie Lachs, Makrele und Hering
  • Leinöl und Leinsamen
  • Walnüsse
  • Chiasamen

Obst und Gemüse

Studien zeigen, dass “fruit, and vegetable” zu den akne-protektiven Faktoren gehören. Der Grund liegt in den enthaltenen Antioxidantien, Vitaminen und sekundären Pflanzenstoffen, die Entzündungsprozesse hemmen können.

Besonders empfehlenswert sind:

  • Beeren (reich an Antioxidantien)
  • Dunkles Blattgemüse (reich an Vitaminen A, C und E)
  • Karotten und andere orange-gelbe Gemüse (Beta-Carotin)
  • Tomaten (Lycopin)

Probiotika

“Probiotika” werden ebenfalls erforscht. Diese nützlichen Bakterien können die Darmgesundheit verbessern und indirekt entzündungshemmend wirken. Das Konzept der “Gut-Skin-Axis” (Darm-Haut-Achse) gewinnt in der Dermatologie zunehmend an Bedeutung.

Praktische Ernährungsempfehlungen

Zu meidende Lebensmittel

Basierend auf der aktuellen wissenschaftlichen Evidenz sollten Menschen mit Akne folgende Lebensmittel reduzieren oder meiden:

Milchprodukte, insbesondere:

  • Kuhmilch (besonders fettarme Varianten)
  • Molkeprotein-Supplements
  • Große Mengen Käse

Lebensmittel mit hohem glykämischen Index:

  • Zucker und Süßigkeiten
  • Weißmehlprodukte
  • Zuckerhaltige Getränke
  • Fast Food und stark verarbeitete Lebensmittel

Gesättigte Fette und Transfette:

  • Frittierte Lebensmittel
  • Fettiges Fast Food
  • Industriell gehärtete Fette

Empfehlenswerte Lebensmittel

Anti-inflammatorische Lebensmittel:

  • Fette Seefische (2-3x pro Woche)
  • Nüsse und Samen
  • Olivenöl extra nativ
  • Avocados

Lebensmittel mit niedrigem glykämischen Index:

  • Vollkornprodukte
  • Hülsenfrüchte
  • Quinoa und andere Pseudogetreide

Antioxidantienreiche Lebensmittel:

  • Beeren aller Art
  • Dunkles Blattgemüse
  • Buntes Gemüse
  • Grüner Tee

Methodische Limitationen und Ausblick

Es ist wichtig zu erwähnen, dass die Forschung zu Ernährung und Akne methodische Herausforderungen aufweist. Die meisten Studien sind Beobachtungsstudien, die Zusammenhänge aufzeigen, aber nicht beweisen können, dass bestimmte Lebensmittel direkt Akne verursachen. “However, results should be interpreted with caution due to heterogeneity and bias across studies”.

Zudem ist Akne eine multifaktorielle Erkrankung, bei der Genetik, Hormone, Stress und andere Faktoren eine Rolle spielen. Die Ernährung ist ein wichtiger, aber nicht der einzige Baustein im Behandlungskonzept.

Fazit und klinische Relevanz

Die wissenschaftliche Evidenz für einen Zusammenhang zwischen Ernährung und Akne ist in den letzten Jahren deutlich stärker geworden. Besonders für Milchprodukte und Lebensmittel mit hohem glykämischen Index gibt es überzeugende Belege. “Im Rahmen eines Behandlungskonzepts sollten neben pharmakologischen daher auch ernährungsmedizinische Empfehlungen gemäß der aktuellen Evidenz bei Patienten” berücksichtigt werden.

Eine akne-bewusste Ernährung sollte folgende Prinzipien befolgen:

  • Reduktion von Milchprodukten und zuckerhaltigen Lebensmitteln
  • Bevorzugung von Lebensmitteln mit niedrigem glykämischen Index
  • Integration von Omega-3-reichen und antioxidantienreichen Nahrungsmitteln
  • Ausgewogene, vollwertige Ernährung mit viel Gemüse und Obst

Wichtig ist, dass ernährungsmedizinische Maßnahmen die konventionelle dermatologische Behandlung ergänzen, nicht ersetzen sollten. Bei schwerer Akne ist eine fachärztliche Betreuung unerlässlich.

Die Forschung in diesem Bereich entwickelt sich kontinuierlich weiter, und es ist zu erwarten, dass zukünftige Studien noch präzisere Empfehlungen für die ernährungstherapeutische Begleitung von Aknepatienten liefern werden.

Video Beitrag von Dermatologe Dr. Robert Kasten zur Ernährung bei Akne

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