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Eisenmangel – häufig Grund für Haarausfall

Eisenmangel und Haarausfall

Eisen spielt eine fundamentale Rolle für die menschliche Gesundheit und ist besonders wichtig für die Haargesundheit. Als essentielles Spurenelement ist Eisen nicht nur für die Sauerstoffversorgung des Körpers verantwortlich, sondern auch ein kritischer Baustein für gesundes Haarwachstum. Ein Eisenmangel kommt häufiger vor als gemeinhin angenommen: die Nationale Verzehrsstudie hat festgestellt, dass 80% der Frauen zwischen Pubertät und Menopause nicht genügend Eisen zu sich nehmen.

Die wissenschaftliche Forschung der letzten Jahrzehnte hat zunehmend den Zusammenhang zwischen Eisenmangel und verschiedenen Formen von Haarausfall aufgedeckt.

Die biologischen Grundlagen: Wie Eisen das Haarwachstum beeinflusst

Um die Bedeutung von Eisen für die Haare zu verstehen, müssen wir zunächst die Grundlagen des Haarwachstums betrachten. Haare wachsen in sogenannten Haarfollikeln – das sind kleine Strukturen in der Haut, die man sich wie winzige Fabriken vorstellen kann, die kontinuierlich Haare produzieren.

An der Basis jedes Haarfollikels befindet sich die Dermal papilla (Haarpapille), ein Cluster spezialisierter Zellen, die das Haarwachstum steuern. Diese Zellen sind außerordentlich stoffwechselaktiv und benötigen eine konstante Versorgung mit Nährstoffen und Sauerstoff.

Der Eisenstoffwechsel im Haarfollikel

Eisen wird im Körper hauptsächlich in Form von Ferritin gespeichert – einem Proteincomplex, der als Eisenspeicher fungiert. Ferritin kann bis zu 4.500 Eisenatome in seinem Inneren speichern und gibt diese bei Bedarf an die Zellen ab. Die Haarfollikel haben einen besonders hohen Eisenbedarf, da sie zu den am schnellsten teilenden Zellen des menschlichen Körpers gehören.

Eine Studie, die im Journal of Korean Medical Science veröffentlicht wurde, zeigte, dass “iron may not only play a role in hair loss, but it may cause hair to fall out in a fashion similar to that of genetic male- and female-pattern baldness” (https://www.healthline.com/health/iron-deficiency-and-hair-loss).

Wissenschaftliche Evidenz: Studien zum Zusammenhang zwischen Eisen und Haarausfall

Prävalenz von Eisenmangel bei Haarausfall

Eine der bedeutendsten Erkenntnisse der jüngeren Forschung ist die hohe Prävalenz von Eisenmangel bei Frauen mit Haarausfall. Eine Studie an nicht-menopausalen Frauen fand heraus, dass 59 Prozent derjenigen, die unter übermäßigem Haarausfall litten, auch an Eisenmangel litten (https://www.healthline.com/health/ferritin-and-hair-loss).

Diese Erkenntnis ist besonders wichtig, da sie zeigt, dass Eisenmangel nicht nur ein begleitender Faktor, sondern möglicherweise eine direkte Ursache für Haarausfall sein kann.

Ferritinwerte und Haarwachstum

Die Forschung hat spezifische Schwellenwerte für optimales Haarwachstum identifiziert. Optimales Haarwachstum wurde beobachtet, wenn die Serum-Ferritin-Konzentration bei 70 ng/ml lag (https://pmc.ncbi.nlm.nih.gov/articles/PMC9805541/). Dies ist deutlich höher als die üblichen Referenzwerte, die für die Diagnose eines Eisenmangels verwendet werden.

Eine weitere wichtige Erkenntnis stammt aus der Forschung zu weiblicher Musterhaarlosigkeit (FPHL – Female Pattern Hair Loss). Die Serum-Ferritin-Konzentration war bei Patientinnen mit FPHL niedriger (49,27 ± 55,8 µg/L) im Vergleich zu gesunden Frauen (77,89 ± 48,32 µg/L) (https://pmc.ncbi.nlm.nih.gov/articles/PMC3678013/).

Mechanismen des eisenmangelbedingten Haarausfalls

Der genaue Mechanismus, durch den Eisenmangel zu Haarausfall führt, ist komplex und wird noch erforscht. Telogen Effluvium ist die häufigste Form des diffusen Haarausfalls bei Eisenmangel. Bei dieser Erkrankung gehen die Haare vorzeitig in die Ruhephase (Telogen-Phase) über, anstatt in der Wachstumsphase (Anagen-Phase) zu bleiben.

Die Haarfollikel sind besonders anfällig für Eisenmangel, da sie:

  1. Hohe Zellteilungsraten haben und daher viel Energie benötigen
  2. Eisenabhängige Enzyme für die DNA-Synthese und Zellteilung benötigen
  3. Oxidativen Stress durch Eisenmangel entwickeln können

Diagnostik: Wie wird Eisenmangel bei Haarausfall festgestellt?

Die Diagnose von Eisenmangel bei Haarausfall erfordert eine differenzierte Betrachtung verschiedener Laborparameter. Hämoglobin-Konzentration kann verwendet werden, um Eisenmangel zu screenen, während die Serum-Ferritin-Konzentration verwendet werden kann, um Eisenmangel zu bestätigen (https://pubmed.ncbi.nlm.nih.gov/16635664/).

Wichtige Laborparameter

Ferritin ist der wichtigste Parameter zur Beurteilung der Eisenspeicher. Ferritin ist der am weitesten verbreitete Screening-Test für Eisenmangel, der zu Alopezie beiträgt, und eine Supplementierung wird oft bei einem Wert <70 ng/ml in Betracht gezogen (https://www.sciencedirect.com/science/article/abs/pii/S0190962209022464).

Transferrin-Sättigung zeigt an, wie viel des eisentransportierenden Proteins Transferrin tatsächlich mit Eisen beladen ist. Niedrige Werte deuten auf einen funktionellen Eisenmangel hin.

Hämoglobin ist der rote Blutfarbstoff, der Sauerstoff transportiert. Niedrige Werte können auf eine Eisenmangelanämie hindeuten.

Herausforderungen bei der Diagnostik

Ein wichtiger Aspekt, den viele Ärzte übersehen, ist, dass normale Eisenwerte im Blut nicht automatisch ausschließen, dass ein Eisenmangel zur Haarproblematik beiträgt. Bluttests zeigen manchmal normale Eisenwerte bei diesen Patienten (https://escipub.com/ijfnr-2018-07-1202/). Dies liegt daran, dass die Haarfollikel möglicherweise höhere Eisenspiegel benötigen als andere Gewebe.

Therapie: Behandlung von eisenmangelbedingtem Haarausfall

Eisen als Nahrungsergänzung

Die Standardbehandlung für eisenmangelbedingten Haarausfall ist die orale Eisentherapie. Die Dosierung umfasst bei akutem, diagnostiziertem Eisenmangel orales Eisen mit einer Menge von 65–130 mg elementarem Eisen täglich, aufgeteilt in ein oder zwei Dosen (https://www.eurekahealth.com/resources/ferritin-15-hair-loss-how-much-iron-supplement-en).

Elementares Eisen bezeichnet die tatsächlich verfügbare Eisenmenge in einem Supplement, da verschiedene Eisenverbindungen unterschiedliche Eisengehalte haben.

Dauerhaft sollten etwa 8 – 14 mg Eisen täglich eingenommen werden.

Behandlungsdauer und Erfolgsaussichten

Die Wiederherstellung der Eisenspeicher ist ein langwieriger Prozess. Es kann 6-12 Monate dauern, bis sich die Ferritinwerte normalisieren und weitere 6-12 Monate, bis sich das Haarwachstum deutlich verbessert.

Wenn der Haarausfall direkt mit sehr niedrigen Eisen- und Ferritinwerten zusammenhängt, sollte theoretisch eine Erhöhung der Eisenzufuhr das Ferritin in den Haarfollikeln wieder auffüllen und zu gesünderem Haar führen (https://www.medicalnewstoday.com/articles/327027).

Kontroversen und offene Fragen in der Forschung

Die Rolle von Eisen bei Haarausfall ist nicht unumstritten. Bei einer internationalen Tagung von Haarforschern wurde ein offener Disput über die Rolle von Eisen bei diffusem Haarausfall bei Frauen geführt (https://academic.oup.com/bjd/article-abstract/149/2/428/6635492).

Einige Forscher argumentieren, dass der Zusammenhang zwischen Eisenmangel und Haarausfall nicht so eindeutig ist, wie oft angenommen wird. Sie betonen, dass viele Studien Korrelationen zeigen, aber nicht zweifelsfrei Kausalität beweisen.

Multifaktorielle Natur des Haarausfalls

Haarausfall ist ein komplexes Phänomen, das von vielen Faktoren beeinflusst wird:

  • Genetische Veranlagung
  • Hormonelle Einflüsse (besonders Androgene wie Dihydrotestosteron)
  • Stress und emotionale Belastungen
  • Andere Nährstoffmängel (Vitamin D, Vitamin B12, Biotin, Zink)
  • Autoimmunerkrankungen
  • Medikamente

Praktische Empfehlungen

Wann sollte an Eisenmangel gedacht werden?

Bei folgenden Symptomen sollte eine Eisenmangeldiagnostik erwogen werden:

  • Diffuser Haarausfall ohne klare andere Ursache
  • Müdigkeit und Erschöpfung
  • Blasse Haut und Schleimhäute
  • Brüchige Nägel
  • Restless-Legs-Syndrom
  • Kälteempfindlichkeit

Eisenreiche Ernährung

Neben Supplementen kann eine eisenreiche Ernährung zur Verbesserung der Eisenspeicher beitragen:

Häm-Eisen (aus tierischen Quellen, besser bioverfügbar): rotes Fleisch, Leber, Fisch, Geflügel

Nicht-Häm-Eisen (aus pflanzlichen Quellen): grünes Blattgemüse, Hülsenfrüchte, Nüsse, Vollkornprodukte

Absorptionsfördernd: Vitamin C, Fleisch, Fisch

Absorptionshemmend: Calcium, Tannine (Tee, Kaffee), Phytate (Vollkornprodukte)

Zusammenfassung und Ausblick

Die wissenschaftliche Evidenz zeigt einen deutlichen Zusammenhang zwischen Eisenmangel und verschiedenen Formen des Haarausfalls, insbesondere bei Frauen. Die Ergebnisse zeigen signifikant niedrige Serum-Ferritin-Spiegel bei 65% der Probanden, während 20% einen eisendepletierten Zustand aufweisen (https://www.ijced.org/html-article/12355).

Die Forschung hat gezeigt, dass optimale Ferritinwerte für das Haarwachstum höher sein könnten als die traditionell verwendeten Referenzwerte für die Eisenmangeldiagnostik. Dies hat wichtige Implikationen für die klinische Praxis und unterstreicht die Notwendigkeit einer ganzheitlichen Betrachtung bei der Behandlung von Haarausfall.

Während die Rolle von Eisen bei Haarausfall noch nicht vollständig verstanden ist und kontrovers diskutiert wird, deuten die verfügbaren Studien darauf hin, dass die Korrektur eines Eisenmangels bei betroffenen Patienten zu einer Verbesserung des Haarausfalls führen kann. Die Behandlung erfordert jedoch Geduld, da sowohl die Wiederauffüllung der Eisenspeicher als auch das Nachwachsen der Haare Zeit brauchen.

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